Momentan macht es uns Berlin besonders schwer zu entscheiden, welche Künstler und Designer wir auf unserem Blog vorstellen. Zusätzlich zu dem sowieso schon riesigen Angebot findet momentan die Berlin Art Week statt. Aus diesem Schlaraffenland der Kunst haben wir uns eine der besten Ausstellungen herausgepickt: Der me Collectors Room stellt die bis jetzt größte Cindy Sherman-Retrospektive aus und Newniq ist natürlich bei der Vernissage dabei. Mit uns ist die Berliner Kunstszene mit all ihren Kreativen, Exzentrikern, Galeristen und Kuratoren vertreten und auch das Künstlerpaar EVA & ADELE lässt sich dieses Event nicht entgehen.
Gibt es die Person Cindy Sherman überhaupt?
Die Ausstellung zeigt Arbeiten der Künstlerin aus allen Schaffensperioden und immer wieder sie selbst in Maskerade. Die Frage nach Identität und Rolle beschäftigt die Künstlerin schon ihr ganzes Leben und in ihren Arbeiten aus den 70er Jahren tritt sie selbst als anonymes Model auf. Mit Accesoires wie Seidenschals, Perücken oder extremen Makeup gewinnt sie Identität. In späteren Serien wie „civil war“ und „Fairy Tales“ ersetzt sie sich als Model kosequenterweise mit Plastikpuppen oder anatomischen Lehrmodellen und verschwindet im späteren Werk ganz aus ihren Bildern.
Überlebensgroße Plastikvulvas zwischen Clowns und maroden Puppen
Vorbei an Werken dieser Serien gelange ich in den hinteren Ausstellungsbereich und stehe plötzlich zwischen überlebensgroßen Abbildungen von Kunststoffvulvas und maroden Plastikpuppen in bizarren Posen. Puh, das musste ich erst mal kurz wirken lassen. Nach einer kurzen Reizüberflutung empfinde ich einige der Werke als wirklich humorvoll, befürchte nach einem Blick durch den Raum aber, dass ich die einzige bin die so denkt. Die Ausstellung scheint beim Publikum sehr gut anzukommen. Einige Male hört man Stimmen, die Bilder aus dem Zyklus „Sex Pictures“ und „Masks“ seien zu offensiv und würden in ihrer Qualität nicht an freaks heranreichen. Diese Serie mit ihren Transvestiten, Zwergen und Verstümmelten scheint auch die kritischten Kunstkenner in ihren Bann zu ziehen.
Zentimeterdickes Makeup und zu viel Schmuck
Auch die Serie „Hollywood/Hampton Types“ sprich den Betrachter direkt emotional an, egal wie oft sie bereits kunstgeschichtlich oder feministisch durchtheoretisiert wurde. Die alternden Schönheiten der upper class mit all ihrem übertriebenen Makeup und ihrem viel zu offensichtlich zur Schau getragenen Schmuck wirken wie Schauspieler, die die Hoffnung auf eine letzte große Rolle noch nicht ganz aufgegeben haben.
Das letzte Einhorn, ein Kindheitstraum wird wahr
Zusätzlich zur Cindy Sherman Ausstellung gibt es im me Collectors Room auch
noch die Wunderkammer Olbricht zu sehen, in die wir unbedingt auch noch einen Blick werfen wollen. Dieser Bereich des me Collectors Room beheimatet ein phantastisches Sammelsurium von Kuriositäten. Darunter sind das angebliche Horn eines Einhorns (das eigentlich einem Wal gehörte) und eine aus Rattenschädeln gefertigte Kugel als rollendes Memento mori.
Nach all diesen tollen Eindrücken haben wir uns ein leckeres Croissant mit Kaffee und frischem Saft absolut verdient. Dafür ist das me Café mit seinen tollen Loungemöbeln und Ausblick auf großartige Kunst der beste Ort (auch für eine entspannte Mittagspause). Nicht nur deshalb werden wir von Newniq zukünftig dort öfter anzutreffen sein, aber dazu bald mehr :-).
Als Fazit kann ich nur sagen, dass der Besuch der Ausstellung absolut empfehlenswert ist. Dafür bleibt zum Glück auch noch etwas Zeit. Der me Collectors Room zeigt die Ausstellung noch bis zum 10. April 2016.